WORDCOAST

WORDCOAST – poetische Interventionen von Wilm Weppelmann

Prolog # an den grenzschichten des lebens war der wellenkamm besonders salzig der geschmack der worte zeigte gefahr ohnmacht demut war so herznah die sichere küstenlinie der sprache des verstandes verlor vor der brandung ihren widerstand  groß und weit am horizont die flut der himmel aufgerissen zu den sternen unendlich eng in der zeit ich ich mensch einzig die poesie strebte im göttlichem leichtschwer zu einem ahnen einer vermutung einer hoffnung wenn ich sie ins meer schreibe schreie für nichts nur für sich selbst wort für wort satz für satz bin ich tropfen in einem herzschlag meer ..

Kurzinfo  # Mit einem ungeheuren Respekt begegnet der Künstler Wilm Weppelmann den Meeresfluten und zum Schwimmen kann man ihn nur schwerlich bewegen.  Nur an der Küste also landverbunden fühlt er sich wirklich sicher.  Den Weg der ureigenen Ängste ist der Künstler aber noch nie ausgewichen, so hat er sich z.B.  dem Thema Sterben  in großen Einzelausstellungen angenähert.  Seit einiger Zeit hat er auch den Meeresansichten mit poetischen Interventionen, einsamen Aktionen und nassen Worten seine künstlerische Arbeit gewidmet. In WORDCOAST kumuliert er diese Aktivitäten zu einem Schaufenster und veröffentlicht Photographien und Texte in enger Verbundenheit. Die poetischen Texte sind zeitlich synchron und vor Ort entstanden.

WORDCOAST wurde bisher in vier Projekträumen in der Assistenz von Karin Mayer realisiert:

A: „Landmarks – Seemarks“ Dungeness UK 50° 54′ 51″ N, 0° 58′ 22,4″ O

B: „Weg am Meer – oranje wereld“ IJsselmeer Afsluitdijk NL 52° 50′ 0″ N, 5° 20′ 0″ O

C: „Das Meer, das Meer und die Seele der Wörter“ Baltrum D 53° 44′ N, 7° 22′ O

D: „Ausrufungen“ Helgoland D 54° 10′ 57″ N, 7° 53′ 7″ E

 

 

Wilm Weppelmann „Ausrufungen – Helgoland No. 23 / 2020“

Notizen: Mein Traumgarten geht bis zum Meer. Rund 356.000 Kilometer lang sind alle Meeresküsten der Welt.

„Das Meer ist keine Landschaft, es ist das Erlebnis der Ewigkeit, des Nichts und des Todes, ein metaphysischer Traum.“ aus: Thomas Mann „Lübeck als geistige Lebensform“ 1926

„Es gibt auch im Meer des Lebens keine ewigen Felsen.“  aus: Ricarda Huch „Erinnerungen von Ludolf Ursleu dem Jüngeren“  1893

Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen und auf dem Grund der Tiefe gewandelt?“ Hiob 38.16

„- God, he said quietly. Isn´t the sea what Algy (1) calls it: a grey sweet mother (2)? The snotgreen sea. The scrotumtightening sea. Epi oinopa ponton. (3) “ from: James Joyce „Ulysses“ (Page 005)  1922 # „Mein Gott,  sagte er still. Ist die See nicht genau was Algy sie nennt: eine graue liebe Mutter (2)? Die rotzgrüne See. Die skrotenumzusammenziehende See. Epi oinopa ponton. (3) “ Übersetzung: Hans Wollschläger # (1) Algy: „Algy“ is the poet Algernon Charles Swinburne, (2) a phrase from „The Triumph of Time“ (3) Greek: Over the wine-dark sea, a phrase from Homer’s Odyssey.

„My bounty is as boundless as the sea, my love as deep. The more I give to thee, the more I have, for both are infinite“ William Shakespeare (Romeo and Juliet II, 2.)  „So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe so tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe, je mehr hab‘ ich: Beides ist unendlich.“   dt. Übersetzung von August Wilhelm Schlegel, 1797-1810

Literatur: „Das Meer – Hommage à Jan Hoet“ Text(e) von Jan Hoet, Phillip van den Bossche, Melanie Deboutte, Céline Flécheux, Frank Maes, Hans Theys –  Ostende 2014  # Piotr Karski „Meer!“ Frankfurt 2017 # Rößiger Lieckfeld „Mythos Meer“ München 2004 # Busch Förster „Wasser“ Bonn 2000 #  Karin Schram „Ins Wasser geschrieben  – Sprichwörter, Zitate, Redensarten über das Wasser“  Zürich 1980 # Harald F. Theiss „Seestücke“ Alkersum 2020 # Dehe Engstler „Auflaufend Wasser“  Göttingen 2013 # James Hamilton-Paterson „Seestücke“ Stuttgart 1995 #

 

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