Notizen zur künstlerischen Arbeit
„Notizen zur künstlerischen Arbeit“
von Wilm Weppelmann
- alle Freiheiten zu haben erfordert ungeheure Disziplin
- Künstler – prekäre Ränder am sozialen Rahmen
- Kunst ist wichtig unmöglich
- wann wird Kunst wieder Utopie und politisch drängend
- Kunst als kuratorisches Mitmachspiel, schön bunt und kryptisch und wir fühlen uns alle wohl
- ich arbeite nicht für die Selbstbefriedigung des Kunstbegriffs
- alles ist verkäuflich, alles ist käuflich, alles wollen jetzt und hier
- tendenziös: Kuratoren, Galeristen, und Kulturwissenschaftler brauchen keine Künstler mehr # sie sind ein Alibi für ihre Selbstverliebtheit # Metakünstler
- aber nur beinahe: Subversion, Rebellion und Anarchismus sind heute pflegeleicht zu vereinnahmen # die Waffenschmieden des Marketings wollen daran verdienen
- die Kunst ist grausam # sie frisst ihre Macher
- der Konsumismus ist äußerst flexibel und erobert jeden Raum
- in der digitalen Cloud sich entleeren # Identität, Authentizität und Autonomie sind keine private Frage mehr, sondern ein öffentliches Raster für Vermarktungsstrategien
- die zu überwindende Erdhaftung wächst proportional zur Vision
- oft bin ich hilflos im Gewöhnlichen und trotzdem wachse ich dann wieder über mich selbst hinaus
- warum dieser tiefe Schmerz nach dem immer neuem Scheitern an den eigenen Ansprüchen # und ich lasse mich kaum mehr instrumentalisieren
- warum Künstler sein – eine banale Liste: Liebe Leben Tod Naivität Rausch Unwissenheit Ganzheitlichkeit Freiheit Widerstand Scheitern Natur Anarchismus Engagement Spiritualiät Wildnis Verantwortung Gesundheit Herausforderung Neurose Leidenschaft Absurdität Anspruch Poesie Schönheit Humanität und auch ein Stück Dummheit gepaart mit Masochismus
- es gibt keinen Grund weiterzumachen und das ist Grund genug weiterzumachen # mehr als das eine Leben habe ich nicht
- das Heer der Enthusiasten, der kostenlos Kreativen wächst jeden Tag, Selbstausbeutung als asoziales Gesellschaftsmodell
- Einsamkeit ist nicht fruchtbar # reine Konfliktvermeidung
- weg mit der Separierung der künstlerischen Arbeit in Projekten, in temporären Konstrukten statt einem Ganzheitsanspruch
- künstlerische Arbeit ist nicht effizient, sondern immer neu Experiment, Scheitern, Fehler, Entgleisung, Unsicherheit, Schwäche, Irrtum und Umweg
- im Mittelalter wäre ich Hofnarr gewesen und nach drei Wochen geköpft
- Kunst ist Ausdruck und Analyse meines Zweifels
aufgeschrieben am 9.Mai 2013 Köln © wilm@weppelmann.de
© 2013 photography: wilm@weppelmann.de