Gedichte I
I
worte täglichst unbedacht verloren beschwert verbraucht können zu selten schweben ja leben in einem gedicht blieben sie leicht für sich. II wenn ich in der ferne noch nah sein will wenn ich nah noch näher fühlen will einfach nah ist das liebe oder oder .. psssst psst ich höre die nacht atmen. III selten ist das leben ganz ganz augenblick für augenblick tropfen für tropfen wach nur wahrzeit. IV in kleinsten seelenrissen tief verästelt pocht der wundschmerz ständig fallend über den rand hinweg hält kein bordstein die leere auf. V angstworte steigen beflügelt weit hinauf dicht an der sonne verbrennen meine schatten meine worte es bleibt nur ein hauchgedicht. VI irgendwann werden wir uns nicht mehr als mensch riechen unsere eigene sprache nicht mehr verstehen müssen weder wissen noch denken noch erinnern schon gar nicht selber entscheiden die zeit braucht nicht viel älter zu werden um ins große weltvergessen auszulaufen. VII träume schlafen nicht länger wenn das fenster weit geöffnet ist und noch alle gedanken am bett stehen. VIII zu welchem hin und her ist man geboren eifersüchtig um gelegenheiten uneinsichtig so wichtig klein. IX ein lächeln aus der fremde berührung für den ganzen tag. X weil ich schweigen müsste würde meine sprachliebe doch weiter gären hilflos von wort zu wort allein nur buchstabe. © wilm@weppelmann.de - Gedichte I - aufgeschrieben 14. bis 23. Mai 2013
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