Archiv 2003: ich verlässt ich
„ich verlässt ich – Bilder vom Leben und Sterben“
50 Schwarz-Weiß-Fotografien von Wilm Weppelmann
in der Akademie Franz Hitze Haus Münster vom 8.1.2003 – 28.2.2003
Dokumentation: Ausstellungskatalog „ich verlässt ich – Bilder vom Leben und Sterben“ mit Begleittexten von Prof. Dr. Dr. Sternberg und Prof. Dr. Reiner Sörries – Verlag Akademie Franz Hitze Haus 2003 ISBN 3-930322-45-5
Vom 8.1.2003 bis zum 28.2.2003 war in der Akademie Franz Hitze Haus Münster die Fotoausstellung „ich verlässt ich – Bilder vom Leben und Sterben“ zu sehen. Der Künstler Wilm Weppelmann untersuchte in fünfzig Schwarz-Weiß-Fotografien und Tableaus die Grenzlinie zwischen Leben und Sterben. Drei Fotoreihen beschäftigen sich mit der Angst des Menschen um sich selbst und den Vorstellungen davon. Der Alltagsblick der Fotografie gewinnt hier eine verstörend hintergründige Dimension.
Pressetext zur Ausstellung: Letzte Fragen zu stellen, wird immer unpassend sein, denn es berührt den empfindlichsten Grundnerv des menschlichen Lebens. Der Münsteraner Künstler Wilm Weppelmann geht mit seinen Schwarz-Weiß-Fotografien an die Grenzen des Darstellbaren, er nähert sich dem Thema Tod in einer ganz eigenwilligen und eindrucksvollen Art und Weise. Die Auseinandersetzung wird geführt über Bild, Text, Sinnspruch, Frage und zusammengehalten im Medium der Fotografie. Wenn die Frage nach dem Sterben so existentiell gestellt und dargestellt wird, dann wird etwas preisgegeben, dann „geht das unter die Haut“, auch für den Besuchern dieser Ausstellung.
Prof. Dr. Dr. Sternberg/Münster im Ausstellungskatalog: „ Die Arbeiten bekommen dadurch etwas von der Unbestechlichkeit der frühen Dokumentar- und Personenfotografie etwa eines August Sander. Verfremdend wirken Frage und Anlaß, die eine nicht reale Situation zu antizipieren versuchen.“ Prof. Dr. Reiner Sörries / Kassel im Ausstellungskatalog: “ Mitten hinein in diesen Paradigmenwechsel zielen die fotografischen Arbeiten von Wilm Weppelmann. “Hier möchte ich sterben” schildert jenen Wunsch, das für uns fremde, unvertraute und einmalige Geschehen des Sterbens in vertrauter, von uns geliebter Umgebung erleben zu dürfen, sei es im Arbeitszimmer, sei es in der geliebten Ecke unseres geliebten Heimes, sei es in der freien Natur an unserem Lieblingsplatz. Selbstzeugnis und Bild der Interviewten lassen diesen letzten menschlichen Wunsch anschaubar werden.“
Drei Bilderreihen
tangent one – hier möchte ich sterben III – Cornelia
Cornelia – Ich habe nicht bewusst über das Sterben nachgedacht, aber als ich dieses Thema sah, dachte ich sofort an diesen Ort, dies ist mein persönlicher Kraftort; er hat was von einem Fluss. Der Fluss fließt einfach immer unter der Brücke durch; egal wie ich mich fühle oder was ich denke. Es ist immer diese Bewegung. Der Fluss wird immer hier drunter durchfließen – egal mit welcher Intention ich gerade hier stehe, und trotzdem hat dieses Bild für mich, also diese Bäume, die sich über dem Fluss schließen etwas Statisches, das ist dieser Ist-Zustand und dann noch dieser Wassergraben, der neben der Brücke reinplätschert, das ist für mich absoluter Rückzug nach innen – Einkehr. Wenn ich mich hier so wohl fühle, habe ich gedacht, dann könnte ich auch hier sterben, statt irgendwo im Krankenhausbett an Schläuchen hängend, dann möchte ich bewusst hier loslassen und mich einfach diesem Fluss überantworten.
tangent two – ich verlässt ich 1
tangent three – pavor nocturnus 1
aus den träumenden Schatten entweicht ein Hauch von Sterben